Wildschweine in Kleinmachnow

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Kleinmachnow ist eine Gemeinde mit gut 20.000 Einwohnern im Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg. Sie liegt südwestlich von Berlin und östlich von Potsdam.

Ausgangssituation

Durch günstige klimatische Bedingungen (milde Winter), eine geringe Mortalitätsrate, niedrige Abschussraten und das Fehlen von natürlichen Feinden, wächst die Wildschweinpopulation in Kleinmachnow um ca. 300%. Wildschweine kommen durchschnittlich auf vier bis 12 Nachkommen pro Wurf und Jahr, weibliche Wildschweine werden bereits mit acht bis zehn Monaten geschlechtsreif.

Während Wildschweine in freier Wildbahn in der Regel fünf bis sechs Jahre alt werden, können sie bei günstigen Bedingungen, wie sie in Kleinmachnow herrschen, mehr als 15 Jahre alt werden, was die Fortpflanzungsrate und die Populationsentwicklung exponentiell steigert.

Immer mehr Wildschweine halten sich ausschließlich innerörtlich in Kleinmachnow auf bzw. werden dort grossgezogen. Sie verlieren erkennbar ihren natürlichen Fluchtinstinkt, mit der Folge, dass eine Vertreibung nicht mehr möglich ist. Es kommt regelmäßig – inzwischen vornehmlich auch tagsüber – zu Begegnungen von Mensch und Tier. Da die Tiere inzwischen jegliche Scheu vor dem Menschen verloren haben, gibt es immer wieder gefährliche Kollisionen mit Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere Kindern, Radfahrenden sowie Fußgängern/Spaziergänger mit Hund auf öffentlichen Flächen.

Viele Bürgerinnen und Bürger haben inzwischen Angst um sich, ihre Kinder und Haustiere. Sie vermeiden Spaziergänge oder sportliche Betätigung nicht mehr nur in den Abendstunden und schränken ihren eigenen Bewegungsradius ein, um gefährlichen Begegnungen mit Wildschweinen aus dem Weg zu gehen. Dieser Vorsicht der Bewohner ist es zu verdanken, dass noch nicht mehr Unfälle mit Wildscheinen passiert sind, aber es schränkt die Lebensqualität in Kleinmachnow erheblich ein. Kinder gehen nicht mehr zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad zu ihren Verabredungen oder zum Sport, sondern werden von den Eltern mit dem Auto dorthin gefahren.

Was passieren kann, wenn man einem Wildschein unvermittelt zu nahekommt und es sich bedroht fühlt, hat ein Bewohner, der in der Straße „Am Hochwald“ wohnt vor acht Jahren erleben müssen. Der Mann wurde hinterrücks von einem im Garten versteckten Wildschwein angegriffen und schwerstverletzt. Er erlitt einen Bruch des Rückgrates und trug schwerste Fleischverletzungen mit hohem Blutverlust davon. Noch heute ist er in seiner Bewegung eingeschränkt.

Überraschungsbegegnungen finden inzwischen regelmäßig im öffentlichen Raum statt und steigern somit das Gefahrenpotential. Die öffentliche Sicherheit und Ordnung ist gefährdet. Das kann nicht im Sinne einer Gemeinde sein, die nicht nur lebenswert für ihre Bürger:innen, insbesondere kinderfreundlich und inklusiv sein will, sondern auch für die öffentliche Sicherheit und Ordnung zuständig ist.

Nur der Vollständigkeit halber seien auch die zahlreichen Schäden durch das Umstoßen und Entleeren von Mülltonnen, die am Tage zur Leerung am Bürgersteig stehen, und die Schäden an privaten und kommunalen Grünanlagen erwähnt. Erstes führt zu einer verstärkten, ungeklärten Problematik der Vermüllung des Straßenraumes. Weiterhin werden immer höhere Sachschäden im öffentlichen Raum entstehen, die von der Gemeinde – somit von den Steuerzahlenden – zu tragen sind. Zudem ist das Sicherheitsgefühl der Bewohner:innen auch in ihrem privaten Außenbereich – trotz Zaun – beeinträchtigt.
Die durch Wildschweine in Kleinmachnow entstandene Schadenssumme beträgt inzwischen mehrere Millionen Euro.

Aktueller Sachstand

Die Bürgerinnen und Bürger können nur im privaten Bereich tätig werden. Im öffentlichen Raum sind sie auf das Tätigwerden der Gemeindeverwaltung zwingend angewiesen.

Mehrfache Äußerungen der Gemeinde Kleinmachnow und ihres Bürgermeisters – erst kürzlich in einem Fernsehbeitrag des RBB vom 10.09.2023 –  oder der im September 2023 verteilte „grüne“ Flyer („Wildschweine in Kleinmachnow“) verdeutlichen, dass die Gemeindeverwaltung keine weiteren Anstrengungen unternehmen will, die Situation zu verändern und die Gefahrenvermeidung den einzelnen Bürger:innen zuschreibt. Daraus ist zu schließen, dass erst wieder etwas Ernsthaftes passieren muss, bevor es seitens Gemeinde (und der unteren Jagdbehörde) zu einem Umdenken kommt. Das Problem mit Wildschweinen in Kleinmachnow wird allerdings nicht durch Abwarten verschwinden. Die Populationsdichte und damit die Gefährdung und Sachschäden werden sich trotz bereits hohem Niveau und ohne weitere Maßnahmen noch weiter steigern.

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